Wie mich das Alleinreisen gelehrt hat, mich selbst zu lieben
Wie mich das Alleinreisen gelehrt hat, mich selbst zu lieben
Admin
4/23/20254 min read
Es begann mit einem einfachen Wunsch: raus. Weg von allem, was mir zu vertraut war. Die gleiche Stadt, die gleichen Gespräche, die gleichen Zweifel, die ich mir jeden Morgen beim Zähneputzen im Spiegel ansah. Ich wusste nicht genau, wonach ich suchte – nur, dass ich es hier nicht finden würde. Also buchte ich einen Flug. Ein One-Way-Ticket. Und damit begann die vielleicht wichtigste Reise meines Lebens.
Ich bin alleine gereist. Nicht, weil ich niemanden hatte. Sondern weil ich das Gefühl hatte, mich selbst verloren zu haben – irgendwo zwischen Alltag, Erwartungen und dem Versuch, allen gerecht zu werden. Ich wollte wissen, wer ich bin, wenn niemand hinsieht. Wenn keine Rolle gespielt werden muss.
Alleinsein ≠ Einsamkeit
Die ersten Tage waren hart. Ich saß abends allein in Hostels, schaute auf mein Handy, scrollte durch das Leben anderer – und fragte mich, ob ich einen Fehler gemacht hatte. Aber irgendwann, zwischen einem Sonnenaufgang in Portugal und einem verlorenen Bus in Marokko, änderte sich etwas: Ich hörte auf, mich einsam zu fühlen.
Ich begann, das Alleinsein zu genießen. Ich konnte stundenlang durch neue Städte laufen, ohne Ziel, ohne Zeitdruck. Ich setzte mich in Cafés, beobachtete Menschen, schrieb Tagebuch. Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich meine eigenen Gedanken, ohne dass jemand dazwischenredete.
Gespräche mit Fremden, die mir näher kamen als manche Freunde
Reisen allein bedeutet nicht, dass man isoliert ist. Ganz im Gegenteil. Ich habe in diesen Monaten mehr ehrliche Gespräche geführt als in den Jahren zuvor. Wenn zwei Fremde sich irgendwo in der Welt begegnen – sei es auf einem Boot in Vietnam oder in einer Küche in Mexiko – dann reden sie oft mit einer Offenheit, die im Alltag verloren geht.
Ich wurde verstanden, ohne bewertet zu werden. Ich durfte einfach sein. Und ich erkannte: Ich bin nicht allein mit meinen Zweifeln, meiner Angst, meinen Träumen.
Selbstliebe kommt nicht durch Likes
Auf Reisen lernte ich, mich zu akzeptieren – mit allem, was ich bin. Ich habe Fehler gemacht, bin in falsche Züge gestiegen, habe mich verirrt, geweint, gelacht. Aber ich habe mich nie aufgegeben.
Ich habe gelernt, mir selbst zu vertrauen. Mich selbst zu beruhigen. Mich selbst zu feiern – auch wenn niemand zusah.
Und genau das ist für mich Selbstliebe: Nicht perfekt zu sein, sondern echt. Nicht gemocht zu werden, sondern sich selbst zu mögen.
Zurückkommen – als jemand, der geblieben ist
Als ich zurückkam, hatte sich die Welt nicht verändert. Aber ich hatte mich verändert. Ich hatte das Gefühl, bei mir selbst angekommen zu sein. Nicht, weil ich alles über mich wusste. Sondern weil ich gelernt hatte, mir selbst zuzuhören – und mir selbst zu genügen.
Alleinreisen war kein Urlaub. Es war eine Wiederbegegnung mit mir selbst. Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Part 2: Zurück im Alltag – und doch nie mehr dieselbe
Zurückkommen war fast das Schwerste.
Nicht wegen des Jetlags oder weil ich das Meer vermisste. Sondern weil ich mich verändert hatte – und alles andere nicht.
Ich saß wieder am selben Küchentisch, mit der gleichen Tasse Kaffee in der Hand, aber etwas in mir war still geworden. Nicht leer, sondern ruhig. Es war, als hätte ich unterwegs eine Version von mir gefunden, die ich nicht wieder verlieren wollte.
Die größte Herausforderung: Das Neue ins Alte bringen
Es ist leicht, sich frei zu fühlen, wenn man barfuß durch Bali läuft oder auf einem Roller durch Thailand düst.
Schwieriger ist es, diese Freiheit zu bewahren, wenn du morgens wieder in die U-Bahn steigst oder zwischen Meetings versuchst, durchzuatmen.
Ich habe gelernt, kleine Rituale aus der Reisezeit mitzunehmen:
Morgens Tagebuch schreiben – auch wenn’s nur 5 Minuten sind.
Mich allein auf einen Kaffee einladen, ohne Handy, einfach nur da sein.
Nein sagen, wenn mein Bauchgefühl sich meldet. Ja sagen, wenn mein Herz laut klopft.
Diese Momente halten mich verbunden mit der Person, die ich unterwegs geworden bin.
Beziehungen haben sich verändert – ich auch
Ich habe gemerkt, wie sich manche Freundschaften verschoben haben.
Nicht, weil jemand „falsch“ war. Sondern weil ich mich selbst anders gespürt habe. Ich konnte plötzlich erkennen, wo ich mich früher angepasst hatte, um dazuzugehören. Und ich konnte loslassen – mit Liebe, aber auch mit Klarheit.
Gleichzeitig habe ich neue Menschen angezogen. Menschen, mit denen ich über echte Themen sprechen konnte. Über Ängste. Träume. Das Gefühl, manchmal nirgendwo reinzupassen – und gerade darin frei zu sein.
Ich brauche weniger – und fühle mehr
Früher dachte ich, ich müsste viel haben, um glücklich zu sein. Ein cooles Leben. Ein voller Terminkalender.
Heute weiß ich: Weniger ist oft mehr.
Weniger Lärm.
Weniger Erwartungen.
Weniger Druck, „jemand“ zu sein.
Dafür mehr:
Sonnenaufgänge, auch in der Stadt.
Gespräche, die unter die Haut gehen.
Das tiefe Gefühl, dass ich genug bin.
Die Reise war ein Anfang – keine Flucht
Viele haben mich gefragt, ob ich nicht einfach nur „weggelaufen“ bin.
Vielleicht.
Aber was ist, wenn genau dieses Weglaufen nötig war, um anzukommen?
Nicht irgendwo – sondern bei mir selbst.
Ich bin nicht mehr dieselbe. Aber ich bin jetzt mehr ich.
Und wenn du gerade das Gefühl hast, dich selbst nicht zu erkennen – dann geh.
Geh raus, auch wenn du Angst hast.
Geh allein, auch wenn es dir schwerfällt.
Denn manchmal findet man sich nur, wenn man sich vorher ein Stück verliert...
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